Evangelisches Dekanat Odenwald

Notfallseelsorge

Neustart in bekannten Gefilden

Bad König/Darmstadt. Annette Herrmann-Winter ist aus Italien zurück, wo sie die letzten zweieinhalb Jahre mit ihrem Mann lebte und als Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Toskana, Emilia Romagna und Marken tätig war. Von Florenz aus betreute die 62-Jährige viele Regionalgruppen, begleitete Prozesse dieser besonderen Gemeinde, mit der sie Perspektiven für deren Zukunft erarbeitet hat. Um vernetztes Arbeiten mit regionalen Gruppen, Begleitung und Konzeption geht es auch in ihrem neuen Aufgabengebiet: Im Dezember wird sie eine volle Stelle als Pfarrerin für Notfallseelsorge übernehmen und für drei regionale Teams in Darmstadt und Umgebung, Vorderer Odenwald und Odenwald zuständig sein. Die gesamtkirchliche Pfarrstelle ist angebunden ans Zentrum Seelsorge und Beratung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), in dessen neuen Räumen im Herdweg in Darmstadt sie ihr Büro haben wird.

Annette Herrmann-Winter freut sich darauf, mit den Kooperationspartnern und den Teams ein tragfähiges Konzept für die neue Struktur der Notfallseelsorge zu entwickeln: "Was hier in Starkenburg entsteht, könnte Modellcharakter für andere Regionen haben", so die Theologin, die viel Erfahrung aus unterschiedlichen Disziplinen für diese Aufgabe mitbringt: von 2004 bis 2020 leitete sie die Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis, zuletzt mit halber Stelle. Neben Ausbau und Professionalisierung der Einrichtung, Konzeption, Projektentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit, lag ihr Schwerpunkt auf der Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Mitarbeitenden sowie Coaching und Supervision von Einzelpersonen und Gruppen. Dabei konnte sie von ihrer Ausbildung zur Systemischen Supervisorin profitieren, in diesem Berufsfeld ist sie seit 2009 nebenberuflich in kirchlichen und außerkirchlichen Bereichen aktiv. Sie bringt denen, die sich ehrenamtlich in der Notfallseelsorge engagieren, große Wertschätzung entgegen. Denn diese Menschen sind bereit und dafür geschult, anderen in Notlagen beizustehen. Die Teams sind gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst Teil der Rettungskette und damit sind stets einzelne Personen in Bereitschaft, um bei Tag oder Nacht, sieben Tage die Woche 'Erste Hilfe für die Seele' zu leisten - ob an Unfallstellen oder in existenziellen Krisensituationen wie nach Suizid.
In ihrer neuen Funktion ist die Pfarrerin in erster Linie Seelsorgerin für die Teams und unterstützt die haupt- und ehrenamtlichen Leitungen bei der Pflege der Notfallseelsorgesysteme. In allen drei Regionen Südhessens gehört die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau zu den Trägern der Notfallseelsorge. Sie arbeitet mit Kooperationspartnern zusammen, beispielsweise dem Bistum Mainz und dem Deutschen Roten Kreuz. Weitere Kooperationen werden angestrebt.

Im Dezember wird sich Pfarrerin Herrmann-Winter in den Gruppen der Region Südhessen vorstellen. Gemeinsam mit den Teams vor Ort, den kooperierenden Organisationen und dem Zentrum Seelsorge und Beratung soll dann ein neues Modell entstehen, die Ehrenamtlichen mit vielfältigen Angeboten zu unterstützen. Zu den seelsorgerlichen Angeboten der Pfarrerin wird die Begleitung der Mitarbeitenden in der Notfallseelsorge und der Einsatzkräfte gehören, ebenso wie die Gestaltung von Gottesdiensten, Andachten und Besinnungstagen für diesen Personenkreis. "Es ist ein Vorteil, dass ich im Rahmen meiner langjährigen Tätigkeit nicht nur die Strukturen kenne, sondern mit vielen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern bereits zusammengearbeitet habe", so die Theologin. Ihr großes Ziel ist es, "die Ehrenamtlichen mit allem, was hilfreich ist, zu fördern, damit sie bei den Menschen in Not sein können".

Annette Herrmann-Winter, in Offenbach geboren, hat in Neuendettelsau, Bonn und Hamburg Evangelische Theologie mit den Schwerpunkten Ökumene und Neues Testament studiert. Ihr Vikariat führte sie in die Christuskirchengemeinde nach Heppenheim, im Spezialvikariat war sie an der Graduate School für Ökumene beim Weltrat der Kirchen in Genf tätig. Erfahrungen im Gemeindepfarramt konnte sie von 1990 bis 1994 in Erbach/Odenwald sammeln. Es folgten sechs Jahre als Schulpfarrerin am Gymnasium in Michelstadt und drei Jahre als Schulseelsorgerin an der Liebfrauenschule in Bensheim. Neben der Teilzeitstelle in der Notfallseesorge hatte sie ab 2004 im Evangelischen Dekanat Odenwald auch die halbe Stelle Stadtkirchenarbeit in Erbach und Michelstadt inne, die sie sehr gerne ausfüllte: mit kreativen und niederschwelligen Angeboten, sowie Ausbildungskursen für ehrenamtliche Kirchenführer*innen. Ihre interreligiösen Erfahrungen konnte die Pfarrerin als Inhaberin der halben Profilstelle Ökumene von 2011 bis 2015 im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald einbringen, wo sie unter anderem die Partnerschaftsarbeit mit der Moravian Church in Südafrika neu aufstellte.

Es war ein schwieriger Start im März 2020 als Gemeindepfarrerin mitten in der Pandemie in der Toskana: zunächst Einreiseverbot und später ein harter Lockdown, Videokonferenzen statt Präsenzveranstaltungen. Corona hat vieles verändert und seelsorgerische Begleitung war in den zweieinhalb Jahren ihrer Auslandstätigkeit enorm nachgefragt und wertvoll. Neue digitale Werkzeuge haben gemeinsame Treffen über große Distanzen ermöglicht, Gottesdienste waren unter Auflagen immer möglich und vieles wurde ausprobiert und integriert. Daneben konnte sie den Prozess der Gemeindeentwicklung intensiv begleiten und Weichen für die Zukunft stellen. Nun ist sie mit ihrem Mann wieder zurück in Michelstadt im Odenwald und mit Hündin Ella gerne draußen in Wald und Feldflur unterwegs.

 

Sigrid-Maline Thierolf-Jöckel
10.11.2022


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