Syracuse/Michelstadt. Nach zwei mitreißenden Aufführungen des Poporatoriums 'Messiah' durch den Michelstädter Gospelchor in der Stadtkirche Michelstadt Ende September stand nur eine Woche später eine musikalische Reise in die USA auf dem Programm. "Wir gehen auf Tournee nach New York!", freute sich eine Sängerin mit Augenzwinkern.
Primäres Reiseziel war jedoch die Plymouth Congregational Church in Syracuse (Bundesstaat New York), eine Gemeinde der United Church of Christ (UCC) und damit Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Zwar besteht bereits seit Jahren ein Partnerschaftsprogramm zwischen den Kirchenleitungen beider Kirchen, doch diese Reise nun war die erste dieser Art auf Ebene der Gemeindemitglieder und mit einem musikalischen Schwerpunkt. Somit ist das Dekanat Odenwald das erste Dekanat der Landeskirche, in welchem partnerschaftliche Kontakte und Freundschaften zwischen Sängerinnen und Sängern aus Chören der beiden Kirchen wachsen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Chor der Plymouth Congregational Church unter der Leitung von Music Director Joe Downing als einer der internationalen Gastchöre am Michelstädter Chorfestival 'United in Christ' teilgenommen. Die ursprüngliche Verbindung zur Kirchengemeinde in Syracuse war durch die Michelstädter Pfarrerin Dr. Anneke Peereboom zustande gekommen, als sie dort vor zehn Jahren in ihrem Spezialvikariat als Pastorin wirkte.
Am 6. Oktober startete eine fast 40-köpfige Reisegruppe, darunter auch Mitglieder des Dekanatschores, mit dem Flugzeug von Frankfurt nach New York. Dort erwartete sie ein vielseitiges Besichtigungsprogramm unter Leitung von Reverend Ryan Henderson von der UCC. Auf dem Programm standen unter anderem der Central Park, die Freiheitsstatue, das 9/11-Memorial, die High Line und der Times Square. Ein Höhepunkt des Aufenthalts in New York City war sicherlich die Teilnahme am Gottesdienst Space for Grace in der Riverside Church, an dessen musikalischer Gestaltung neben Gospelsängerinnen und -sängern aus New York auch der Odenwälder Chor mitwirkte.
Von New York City ging es mit der Bahn entlang des Hudson River weiter nach Syracuse in Upstate New York, wo die Sängerinnen und Sänger herzlich von ihren Gastgebern empfangen wurden. Nach einem selbst gekochten gemeinsamen Thanksgiving-Dinner mit dem traditionellen Truthahn im Gemeindesaal folgten verschiedene Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung - darunter ein Besuch der
Niagara-Fälle - sowie Proben zusammen mit dem Chor der Plymouth Congregational Church unter der Leitung von Kantorin Beate Ihrig und Dr. Joe Downing.
Das gemeinsame Konzert am Samstagabend vereinte über 60 Mitwirkende beider Chöre. Neben Kompositionen von Joe Downing und Beiträgen des amerikanischen Ensembles präsentierten die Odenwälder Sängerinnen und Sänger elf Titel, bei denen auch der junge amerikanische Tenor Kyle Seniw und eine Band aus Syracuse mitwirkten. Auch mehrere gemeinsame Stücke beider Chöre unter Leitung von Kantorin Ihrig standen auf dem Programm. Das gesamte Konzert begeisterte die Zuhörer durch musikalische Präzision und Vielfalt, mitreißende Energie und die spürbare Freude am gemeinsamen Singen.
Der musikalisch geprägte, wieder von beiden Chören mitgestaltete Sonntagsgottesdienst am nächsten Morgen stand ebenfalls im Zeichen der Verbundenheit. Unter dem Motto 'Love knows no borders' predigten der örtliche Interimspfarrer Craig French und Pfarrerin Dr. Peereboom gemeinsam. Der Gottesdienst endete mit virtuosem Orgelspiel von Kantorin Ihrig.
Zum Ausklang der Reise verbrachte die Gruppe einige erholsame Tage im Adirondack State Park am Lake George, einem wunderschönen Naturpark, in dem die Reisenden die prächtigen Farben des 'Indian Summer' bewundern konnten. Wanderungen, gemeinsames Singen, Andachten und gesellige Abende boten Raum zum Innehalten und Nachklingenlassen der Erlebnisse, bevor am Ende alle erfüllt und dankbar die Heimreise antraten.
Durch die Begegnung der beiden Chöre entstanden nicht nur in musikalischer Hinsicht Brücken über den Atlantik, sondern auch echte Freundschaften. Die Odenwälder Sängerinnen und Sänger erlebten neben der verbindenden Kraft der Musik und neben Kulinarik und Sehenswürdigkeiten ihres Reiselandes überwältigende Gastfreundschaft und Gemeinschaft. Sie erfuhren darüber hinaus, dass der Geist Gottes Menschen zu Brüdern und Schwestern zusammenführt - selbst dann, wenn keine gemeinsame Sprache vorhanden ist. Manche Teilnehmende saßen zum ersten Mal überhaupt in einem Flugzeug oder verließen erstmals Europa. So erwies sich die Reise insgesamt als Quelle bewegender neuer Einsichten - nicht zuletzt auch im Hinblick auf den gemeinsamen christlichen Glauben.
"Vielleicht gibt es ja Menschen, Gemeinden und Chöre in unserem Dekanat, die Interesse an ähnlichen Projekten haben?", fragt Kantorin Beate Ihrig. Gerne informiert sie über die Reise und die Organisation, bietet gegebenenfalls eine kleine Präsentation an oder involviert interessierte Sänger und Sängerinnen in zukünftige Projekte. "Melden Sie sich gerne bei mir an", ermutigt sie: beate.ihrig@ekhn.de
Eigenbericht